Ein Ratgeber aus den 1960er Jahren empfahl modebewussten Müttern, ihre Töchter anständig und zurückhaltend zu kleiden. Verpönt war es, die Mädchen mit Handtaschen, Regenschirmen oder gar Ohrringen auszustatten. Als nützliche Winterausstattung wurde gar ein Mantel aus graubeigem Wollstoff angepriesen, der am Kragen mit echtem Pelz besetzt sein durfte. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, und jede Zeit hat ihre Verfehlungen. Glücklicherweise ist die heutige Kindermode bunt, lustig und vor allem zweckmäßig. Sicherlich ist ein Regenmantel mit Kapuze praktisch und bequem, doch wenn ein Mädchen unbedingt mit einem lustig bedruckten Schirm durch den Regen laufen möchte, kann es das nach Herzenslust tun, ohne dass seine Mutter befürchten muss, die Regeln des guten Geschmacks zu verletzen.

Die heutige Mode erlaubt beinahe alles. Röcke, Blusen, Kleider, Hosen, Sweatshirts und Pullover dürfen bedenkenlos miteinander kombiniert werden. Die Materialien sind alle pflegeleicht und bieten einen hohen Tragekomfort. Die Kinder müssen nicht bei jedem Gang zum Spielplatz dazu angehalten werden, auf ihre Kleidung zu achten und sich ja nicht schmutzig zu machen. Die meiste Kinderbekleidung kann anstandslos in die Waschmaschine und anschließend in den Trockner gesteckt werden, um danach wieder auf ihren Einsatz zu warten. Doch nicht nur die Mode hat sich verändert. Auch die Kinder haben eine völlig andere Beziehung zu Kleidung bekommen und achten sehr genau darauf, was gekauft wird. Sie äußern ihre Wünsche und Vorstellungen oft so konkret, dass nur ein Kleidungsstück von einem bestimmten Label in einer bestimmten Farbe in Frage kommt. Das zunehmende Modebewusstsein der Kids ist die andere Seite der Medaille. Doch wird es bei der Angebotsvielfalt sicherlich Möglichkeiten geben, die Wünsche von Eltern und Kindern miteinander zu vereinen.