Erstmals beschrieben wurde Autismus 1943 von Leo Kanner in den USA und 1944 von Hans Asperger in Wien. Beide beschrieben Autismus unabhängig voneinander und soweit man bis heute weiß, hatten sie (zumindest zu dieser Zeit) keinen Kontakt zueinander. Dennoch wählten sie denselben bzw. ähnliche Begriffe: Leo Kanner sprach von “autistischen Störungen in der frühen Kindheit”, Hans Asperger von “autistischen Psychopathien”.
Lange Zeit, bis weit in die 80er Jahre hinein, war nur Kanners Arbeit einem breiteren Publikum bekannt. Erst Ende der 80er Jahre wurde Hans Aspergers Beschreibung wiederentdeckt und ins Englische übersetzt.
Denn heute heißt es meist, das Leo Kanner und Hans Asperger unterschiedliche Teile des Autismus Spektrums beschrieben hätten: Die Kinder, die Leo Kanner beschrieben, hätten nicht gesprochen und wären “geistig behindert” gewesen, wohingegen die Kinder, die Asperger beschrieb, intelligent gewesen seien und viel über ihre speziellen Interessen gesprochen hätten. Aus dieser Betrachtung heraus wurde das Autismus-Spektrum aufgeteilt in “frühkindlichen Autismus” und “Asperger Autismus“. Nur: liest man die Originaltext von Asperger und Kanner sowie Beschreibungen derselben Kinder in weiteren ihrer Texte, bestätigt sich diese heutige Annahme überhaupt nicht. Kanner schrieb “seinen” Kindern” teilweise durchaus eine hohe Intelligenz zu und liest man Auszüge der Gespräche mit ihnen, erkennt man, dass sie wesentlich mehr nachdachten, als die Klischees weismachen wollen.